Die Arbeit der „Parlamentarischen Vereinigung Niedersachsen“ (PVN) wird getragen von dem Leitgedanken „Demokratie gestalten & erhalten“. Getreu diesem Motto wurde auch die Jahresfahrt vom 07. bis 11. Mai konzipiert. Eingebettet in den kurzen, aber kurzweiligen Aufenthalt in Leipzig und den abschließenden Besuch in Karlsbad, bildete das historische Pflaster der „Goldenen Stadt“ Prag den (politischen) Schwerpunkt unserer Reise.
Man kann den von der Firma Höffmann vermittelten Reiseleiter durchaus als „Glücksfall“ für uns betrachten. Zdenek Klima („Baujahr“ 1958) hat nach eigener Aussage „zwei Leben“. Eines in Unfreiheit vor der Wende 1989 und eines in Freiheit nach der Wende. Er konnte einerseits glaubwürdig vermitteln, wie ein totalitärer Staat mit seinen Menschen umgeht. Andererseits spürten wir unmittelbar, welch hohen Stellenwert der Begriff „Freiheit“ (den wir ja als so selbstverständlich hinnehmen) für ihn hat.
Die Prager Burg mit dem Veitsdom war eine unserer ersten Anlaufstellen. Seit mehr als 900 Jahren ist sie das politische und kulturelle Zentrum der ganzen Nation. Die aktuelle Residenz des Präsidenten der Tschechischen Republik unterstreicht die Bedeutung des gesamten Komplexes. Im St.Veits Dom fiel besonders ein prachtvolles, von Alfons Mucha 1931 gestaltetes, Glasfenster auf. Hier befindet sich übrigens auch das im 16.Jahrhundert errichtete Mausoleum der Habsburger.
Die astronomische Aposteluhr neben dem Rathaus, die Fassaden der Renaissance- und Barockhäuser, das Jan Hus Denkmal……. über alles konnte nachmittags am Altstädter Ring bei einer guten Tasse Kaffee und bei bestem Wetter philosophiert werden. Den Tag ließen wir im Gemeindehaus direkt neben dem Pulverturm in einer Jugendstilbierstube mit zumeist deftigem Essen ausklingen.
Auf den Besuch am nächsten Tag in der Deutschen Botschaft waren wir alle gespannt. Um es deutlich zu sagen: Der Empfang lief für unsere Gruppe enttäuschend. Die angekündigte Teilnahme des Botschafters fand nicht statt – warum auch immer – das Botschaftspersonal war offensichtlich nicht über unsere Gruppe im Bilde; aber sei´s d`rum, wir haben den historischen Ort natürlich genossen. Eine ausgezeichnete Dokumentation über die dramatischen Wochen im August/September 1989 ging „unter die Haut“. Originalaufnahmen trugen dazu bei, sich in die Lage der Flüchtlinge, die ihr Leben riskierten um in die Freiheit zu gelangen, zu versetzen. Der Balkon, von dem Hans-Dietrich Genscher am 30.September 1989 seine legendäre Ansprache mit den Worten begann:“ Ich bin heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen…..“ wurde beliebtes Fotomotiv.
Nachmittags ging es dann um den tschechischen Parlamentarismus. Das Parlament der Tschechischen Republik, die ja bekanntlich 1993 begründet worden ist, besteht aus dem Abgeordnetenhaus und dem Senat. Die Abgeordneten, und ca. 30 % weibliche Abgeordnete, haben ihren außergewöhnlich repräsentativen Sitzungssaal im Palais Thun, in dem wir intensiv über das Verfassungssystem und die Arbeit der Mitglieder (und Mitgliederinnen L) des Parlaments ausführlich informiert worden sind.
Sehr bewusst wurde ein Besuch in Theresienstadt mit in das Programm aufgenommen worden. Genauer: „Die kleine Festung“. Wir nahmen auf einem Rundgang die Originalschauplätze in Augenschein und nach Kenntnisnahme eines Dokumentarfilms brauchte es etwas Zeit, bis sich die spürbar deutliche Beklemmung löste.
Auch der jüdische Friedhof in Prag zwingt zum Nachdenken. Angelegt wurde er im 15.Jahrhundert im jüdischen Viertel Josefov. Aus Platzmangel wurden die Toten in mehreren Schichten übereinander bestattet. An manchen Stellen in bis zu 12 Lagen. Über 12000 Grabsteine befinden sich hier dicht beieinander. Die letzten Bestattungen stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Schon ein wenig dankbar war man, dass die abendliche Fahrt auf der Moldau dann Prag doch wieder von seiner schönsten Seite zeigte.
Nach dem abschließenden Aufenthalt in Karlsbad konnte unser Vorsitzender Bernd Busemann ein positives Fazit ziehen: „Wir haben eine tolle Reise hinter uns! Kompliment an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Ihr habt die großen Herausforderungen, die die vielen Fußwege über Pflastersteine mit sich gebracht haben, bravourös gemeistert!“ In der Tat: Wer Prag erkunden und genießen möchte, muss mit gewissen Mühen rechnen – aber es hat sich – nach übereinstimmenden Rückmeldungen - gelohnt!
Bleibt nur noch ein ganz herzliches „Dankeschön“ an unsere Geschäftsstellenleiterin Sabine Sonntag auszusprechen, die reichlich Arbeit hatte und sich wochenlang mit der Organisation der Reise beschäftigen musste. Auch das Touristikunternehmen Höffmann aus Vechta hat sich von seiner besten Seite gezeigt und mit Clemens Niemann einen patenten Busfahrer „ins Rennen“ geschickt.
Fotos (privat): Hans-Werner Schwarz und Sabine Sonntag