Berlinfahrt: Demokratie gestalten und erhalten

Reise  der Parlamentarische Vereinigung Niedersachsen e. V. vom 3. bis 5. Juli 2022 nach Berlin
Bericht von Ursula Groskurt

Der 1. Tag:

Am 3. Juli trafen wir uns am Busbahnhof in Hannover. Die Vorfreude auf Berlin und vor allem die Freude, sich wiederzusehen war riesengroß, was durch emotionales „Hallo, schön,  dass ihr da seid“ unübersehbar und unüberhörbar war.  Mit großem Dank an Bernd Busemann, der diese Reise entgegen aller Corona-Bedenken „durchgezogen“ hat und Frau Sonntag in der Planung immer wieder unterstützt hat, stiegen wir bestens gelaunt in den Bus.

 

Unsere erste Station war das Humboldt Forum/Stadtschloss.

Das Humboldt Forum: Ein Ort für Kultur, Wissenschaft, Austausch, Debatten und Diskurs. Mitten im Zentrum Berlins: Ein einzigartiger Ort des Erlebens und der Begegnung.

Das Humboldt Forum im Berliner Schloss ist ein Kulturforum und Universalmuseum auf der Spreeinsel in der Historischen Mitte Berlins, Ortsteil Mitte im gleichnamigen Bezirk. Das Gebäude soll in Erinnerung an das geistige Erbe Alexander und Wilhelm von Humboldts mehrere museale Sammlungen aus aller Welt – u. a. der Dahlemer Museen – zusammenführen, Veranstaltungsräume für Wissenschaft und Kultur bieten, die Museumsinsel ergänzen, über die Schlossgeschichte informieren und zugleich der Wiederherstellung eines Hauptbezugspunktes der deutschen Geschichte und des historischen Stadtbildes von Berlin-Mitte dienen.

Mit Schausammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin, des Stadtmuseums Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin erweitert es das Angebot der Museumsinsel und schafft damit eines der größten zusammenhängenden Kulturensembles der Welt. Am 16. Dezember 2020 wurde das Haus digital eröffnet, am 20. Juli 2021 öffnete es auch für Besucher.[2]

Der Bau wurde nach dem Abriss der Ruine des Palastes der Republik von 2012 bis 2020 errichtet. Gemäß einer Empfehlung der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte Berlin und einem Beschluss des Deutschen Bundestages entstand das Gebäude bis auf die Spree-Seite von außen als Wiederaufbau des als „Hauptwerk des norddeutschen Barocks“ geltenden Berliner Schlosses, innen als zunächst modernistischer Bau. Die modernistischen Gebäudeteile wurden mit 572 Millionen Euro überwiegend durch Bundesmittel finanziert, die historischen Gebäudeteile durch 105 Millionen Euro private Spenden.

Auch wenn die Gebrüder Humboldt mit den ausgestellten Sammlungen nichts zu tun haben, nahmen die Entscheidungsträger den Namensvorschlag auf. Dabei wird auf den weitgereisten Weltbürger und Forscher Alexander von Humboldt Bezug genommen, der auf seinen Reisen verschiedene Kulturen erforschte. Wilhelm von Humboldt, der Universalgelehrte, vertrat unter anderem die Idee, verschiedene Bildungseinrichtungen und Wissenschaftslehren unter einem Dach zu vereinigen.

Die Geschichte wurde durch die Führung eines kompetenten, begeisterten jungen Mannes lebhaft an uns weitergegeben.

Anschließend stand Entspannung auf dem Programm, eine Spree-Fahrt unter dem Motto „Historische Citytour“ an geschichtsträchtigen Gebäuden und Brücken vorbei mit dem Endpunkt Kanzleramt, zu dem wir politisch aktiven Reisenden alle eine besondere Beziehung haben,  hin- und hergerissen zwischen Erfolg und Misserfolg, was die dort handelnden Personen betrifft.

Vom Kanzleramt sind wir bei herrlichem Sommerwetter zu Fuß zum Hotel (der Bus hätte uns gefahren, aber da es nur ein 1-km-Weg war, haben wir gerne die Berliner Luft genossen).

Am Abend feierten wir den ersten Tag unserer Reise mit einem gemeinsamen Essen am Hackeschen Markt. Es passte alles und war zu unserer „vollsten Zufriedenheit“. Wetter, Lokal, Stimmung, Essen, Trinken und der Busfahrer konnte eine fröhliche Gesellschaft zum Hotel zurückfahren.

  1. Tag:

Besuch des Bundestages, da waren die Exparlamentarier/-innen und deren Begleitung in ihrem Element. Die Besuchertribüne erinnerte an die eine oder andere nette oder nicht so nette Situation im Parlament. Durch die eigenen politischen Erfahrungen waren der lockere Vortrag und die Erklärungen zur Funktion eines Parlaments unterhaltend. Auch das anschließende Gespräch mit dem jungen Bundestagsabgeordneten Manuel Gava war kompetent und erfrischend unkonventionell und eher kollegial.

Delegation Parl Vereinig Nds mit MdB Manuel Gava
Delegation Parl Vereinig Nds mit Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses Cornelia Seibeld

Anschließend durften wir in der Kantine des Abgeordnetenhauses das dort angebotene angemessen bescheidene Mittagessen zu uns nehmen.

Die folgende Führung durch das Abgeordnetenhaus war angenehm mit unaufdringlichem Rundumwissen.

Den Abend verbrachten wir mit unterschiedlichen Freizeit-Aktivitäten: Die einen gingen zum Sommerfest der Landesvertretung Niedersachen, die anderen machten Berlin unsicher.

  1. Tag:

Beim Frühstück morgens im Hotel und Check-Out wurde klar, dass alle einen fröhlichen gelungenen Abend in Berlin verbracht hatten.

Ein wichtiger Programmpunkt war an diesem Tag der Besuch des „Hauses der Wannseekonferenz“ mit einer Führung und Zeit, das damalige Geschehen aufzunehmen und zu verarbeiten.

Nachfolgend ein Protokollauszug:

„Die Besprechung am 20. Januar 1942
(Die Wannsee-Konferenz)

Auf Einladung des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich, fand am Mittag des 20. Januar 1942 in der Villa am Großen Wannsee 58 eine etwa 90 Minuten dauernde Besprechung von Vertretern der SS, der NSDAP und mehrerer Reichsministerien statt. Das Thema war die "Endlösung der Judenfrage". Heydrich verfolgte das Ziel, seine Führungsrolle bei den Deportationen anerkennen zu lassen und wichtige Ministerien und Parteiämter in die Vorbereitungen zur Ermordung der europäischen Juden einzubeziehen.

Zugleich sollten Konflikte der zivilen deutschen Besatzungsverwaltungen in Polen und im "Ostland" mit den dortigen SS-Führern ausgeräumt werden. Die Konferenz bestätigte den im Verlaufe des Jahres 1941 erzielten Erfolg der SS im Streit der Behörden um die Zuständigkeit bei der "Lösung der Judenfrage". Die Teilnehmer machten Vorschläge und erhoben Einwände im Interesse ihrer Behörden, erklärten sich aber insgesamt bereit zu kooperieren. Damit wurden die führenden Männer des deutschen Staatsapparats zu Mitwissern und Mittätern.

Die institutionelle Zugehörigkeit der Teilnehmer und ihr Rang lassen sich an dem im historischen Konferenzraum ausgestellten Organigramm ablesen. Daraus ergibt sich, dass ein nach der Wannsee-Konferenz entstandenes Dokument, in dem von einer „Staatssekretärsbesprechung“ die Rede war, den Charakter der Konferenz richtig bezeichnete. Die Staatssekretäre setzten um, was auf der höheren politischen Ebene zuvor beschlossen worden war. Es ist also nicht richtig, wenn gelegentlich formuliert wird, dass auf der Wannsee-Konferenz die Ermordung der europäischen Juden beschlossen worden war. Dennoch ist die Konferenz von großer historischer Bedeutung, denn sie diente der für die Ausweitung des Völkermordes auf fast ganz Europa erforderlichen Koordination.

Adolf Eichmann, Leiter des Judenreferats (IV B 4) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA), fasste das Ergebnis der Besprechung in einem Protokoll zusammen. Demzufolge eröffnete Heydrich den Teilnehmern, dass auf der Grundlage einer "vorherigen Genehmigung" Hitlers nunmehr die Deportation aller europäischen Juden nach Osteuropa stattfände. Er betonte, die "Federführung bei der Bearbeitung der Endlösung der Judenfrage" liege ohne Rücksicht auf geographische Grenzen ausschließlich bei ihm.“

Die anschließende Weiterfahrt zum Mittagessen verlief dann sehr still und nachdenklich.

Das Mittagessen war auf dem Spargelhof in Beelitz eingeplant mit Bummeln auf dem weitläufigen Hof mit vielfältigen kulinarischen Angeboten. Der Aufenthalt wurde gerne zur Entspannung angenommen.

Um 14:30 Uhr ging es dann leider schon wieder zurück nach Hannover, alle wären gerne noch länger in Berlin und Umgebung geblieben.

Die Rückfahrt entwickelte sich zum Abenteuer, da wir 3 Stunden auf der gesperrten Autobahn kurz vor Magdeburg standen. Unser Busfahrer der Firma Beckmann Reisen, Herr Stapel, transportierte uns sicher überall hin, und hat selbst den 3-stündigen Stau auf der Autobahn souverän unaufgeregt gemeistert

Durch Frau Sonntags Organisation und Begleitung ist es wieder einmal gelungen, dass alle die Reise in vollster Zufriedenheit mit anhaltender guter Laune in Erinnerung behalten. Übereinstimmende Erklärung: Wir freuen uns auf die nächste gemeinsame Reise.

Fazit:
Unser Reisemotto:
„Demokratie gestalten und erhalten“, haben wir erlebt und gelebt und nehmen bleibende Eindrücke mit in unseren Alltag.